Autogarage in Beijing:
Ausbildungswerkstatt für Lehrlingen mit Wohnheim

Ziel: Das Projekt «Autogarage» in Beijings Bezirk Yanqing soll jungen Menschen helfen bei der Berufsfindung und Lebensorientierung. Dafür bieten wir einen einjährigen Grundausbildungskurs im Bereich Autowaschen/Autoreparatur mit erzieherischer Begleitung an. Die Jugendlichen, die am Kurs teilnehmen, müssen mindestens 16 Jahre alt und ausbildungsfähig sein. Im ersten Monat des Ausbildungsprogramms wird ein individueller Ausbildungs- und Erziehungsplan für jeden Jugendlichen erstellt. Entsprechend den gemeinsam formulierten Zielen gestaltet sich dann der weitere Kursverlauf.

  1. Beschreibung des Projektes
    Das Projekt zielt auf eine ganzheitliche Förderung der Persönlichkeit der jungen Menschen ab. Neben Fachkompetenzen sind daher allgemein menschliche und soziale Aspekte im Vordergrund des Ausbildungsprogramms. Auch wird besonderer Wert auf das Einüben von Haltungen und das Vermitteln eines gesunden Wertesystems gelegt. Dies soll den Jugendlichen helfen, sich langfristig in Beruf und im Leben selbstständig zurecht zu finden und künftige Fehltritte zu vermeiden.
    Die Teilnehmer am Ausbildungskurs sind Jugendliche, die entweder keinen Schulabschluss oder keine Arbeit haben, die in familiären oder wirtschaftlichen Problemsituationen stehen, und denen es ganz allemein an Orientierung, Sinn und Unterstützung fehlt.
  2. Projektverlauf im Jahr 2018
    Das Projekt “Autogarage” begann im September 2017. Sieben Jugendliche haben den Kurs begonnen, und fünf haben das Ausbildungsprogram im Juni 2018 erfolgreich abgeschlossen. Sie bestanden die Abschlussprüfung mit Leistungen , die mit den Stufen 2 und 3 des European Qualification Framework (EQF) bewertet wurden. Drei Jungen fanden danach eine Arbeitsstelle, einer ging auf eine staatliche Berufsschule, und einer fand Arbeit mit berufsbegleitender Weiterbildung. Von den zwei, die den Kurs nicht beendeten, konnte einer beruflich beraten und anderweitig vermittelt werden. Schliesslich war in der ersten Gruppe Bewerber auch ein Mädchen dabei. Dieses nahm zuerst an einem Sprachkurs und dann an einem Persönlichkeitsentwicklungsprogramm teil. Daduch konnte es sich psychologisch stabilisieren und wird voraussichtlich im September 2019 ein Studium im Fach Innendekoration beginnen.
    Im September 2018 haben wir die zweite Gruppe von sechs Jugendlichen aufgenommen. Wiederum stellte sich heraus, dass einer dabei war, der andere Begabungen hat, so dass er uns im Dezember wieder verliess, allerdings mit persönlichen Perspektiven und zuversichtlich – also unter ganz andern Bedingungen, als er im September zu uns kam.
    Insgesamt haben wir im zweiten Projektjahr (2018-2019) mehrere Dinge weiter entwickelt und den Bedürfnissen der Jugendlichen und des Mitarbeiterteams angepasst. Damit sind uns wesentliche Verbesserungen gelungen, insbesondere was die Gestaltung der Lerninhalte und die Koordination der verschiedenen Veranstaltungen rund um die rein fachliche Ausbildung betrifft.
    Das herausragende Ereignis im Jahr 2018 war schliesslich die offizielle Eröffnungsfeier am 12. Mai, an der verschiedene Persönlichkeiten von den lokalen politischen Behörden, sowie Vertreter von den uns unterstützenden Autofirmen teilnahmen.
  3. Kosten
    Im Mai mussten wir nun definitive umziehen, da die Behörden das Gebäude, das uns 2016 für das Waisenheim zur Verfügung gestellt wurde zurückforderte. Es diente uns also nur für kurze Zeit als Unterkunft für das Autogaragen-Projekt. Für den Umzug und die Rennovation der neuen Unterkunft haben wir ca. 10’000 CHF Kosten aufbringen müssen. Die jährliche Miete für die Garage betrug 13 000 CHF. Die Kosten für einen Jugendlichen betrugen pro Monat 150 CHF (oder 1 500 CHF für 10 Monate / den vollen Ausbildungskurs). Die Kursteilnehmer zahlten nach Möglichkeit einen (symbolischen) Kursbeitrag von 170 CHF. Dank der grosszügigen Spende von «Bildung gegen Armut» konnten die Kurskosten von zwei Jugendlichen abgedeckt werden. Alle andern Kosten wurden mit verschiedenen kleineren oder grösseren privaten Spenden aus der Schweiz und Deutschland beglichen.
    Der Ertrag, der durch die Arbeit in der Garage (Autowaschen, Autoreparaturen) erwirtschaftet wurde konnte im Verlauf des Jahres erheblich gesteigert werden und reichte um die Lohnkosten der drei Instruktoren und die laufenden Betriebskosten in der Garage (Strom, Wasser, sowie Kosten für Ersatzteile und die Heizung) im Wesentlichen abzudecken.
  4. Ausblick
    Der gute Erfolg des Projektes seit dem Beginn vor zwei Jahren hat uns ermutigt, das Projekt «Autogarage» weiterzuführen und auszubauen. Somit werden wir im Jahr 2019 zweimal Jugendliche aufnehmen, nämlich einmal Mitte März (neu), und einmal Mitte September (wie bisher). Damit können wir den Betrieb in der Garage während des ganzen Jahres absichern, kommen aber auch der praktischen Nachfrage nach, Jugendliche aufzunehmen, die uns zu verschiedenen Zeitpunkten des Jahres aufsuchen.
    Für die nächsten drei Jahre wird “Jugendhilfe Weltweit” von Beromünster das Projekt “Autogarage” mit einem Betrag unterstützen, der die jährlichen Kosten für die Miete der Unterkunft (ca. 8’000 CHF) und der Garage (13 000 CHF) abdeckten wird.
    Das Model “Autogarage”, welches Ausbildung mit Erwerbsarbeit verbindet, scheint sich zu bewähren. Wir planen daher auch andere Ausbildungsgänge einzurichten, insbesondere im Bereich der Gastronomie, Bäckerei, des Gartenbaus und der Altenpflege. Wir wollen damit noch mehr Jugendlichen eine Möglichkeit geben, ihre Interessen und Talente kennenzulernen und im Beruf zu verwirklichen. Um diese Ausbildungen anzubieten, muss aber noch einiges an Vorbereitungsarbeit geleistet werden (Ausbildung der Ausbildner, Herrichten der Ausbildungsorte). Dies wird mit entsprechenden Kosten verbunden sein. In diesem Sinne ist die Unterstützung von «Bildung gegen Armut» doppelt bedeutsam: Sie ermöglicht einerseits einigen Jugendlichen eine konkrete Ausbildung, anderseits schafft sie «Raum» für das Errichten anderer Ausbildungsgänge. Dafür können nun entprechende Gelder aus den privaten Spenden verwendet werden. P. Thomas Kemmler

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